Zunächst war Ewald Agresz positiv überrascht als er gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, die Nachfolge von Jochen Reisch als Präsident der SV Böblingen anzutreten.
Von Thomas Oberdorfer (Montag, 22. Mai 2023, 21:20 Uhr)
Ewald Agresz ist am Abend zum neuen Präsidenten der SV Böblingen gewählt worden. Bild: Oberdorfer
Das Porträt.
„Ich bin nicht davon ausgegangen, dass mein Name eine Rolle spielen wird bei der Findung eines Nachfolgers von Jochen Reisch“, sagt der 57-jährige, der in Böblingen aufgewachsen ist und in Schönaich wohnt.
Agresz war überrascht, er war allerdings nicht abgeneigt, sich mit diesem Thema genauer zu befassen. Dass alleine ist schon viel Wert in diesen Zeiten, die Hände bleiben bei der Vergabe von ehrenamtlichen Positionen egal in welchem Verein eher in der Hosentasche als sie gen Himmel gereckt werden. „Ich wollte mehr Details zu den Inhalten der Vorstandstätigkeit wissen und den zeitlichen Aufwand einschätzen können“, sagt Agresz, der sich daher mit seinem Vorgänger Reisch mehrfach ausgetauscht hat.
„Im November letzten Jahres war für mich klar, dass ich mir vorstellen könnte, für den Posten des Präsidenten zu kandidieren“, sagt Agresz, der gestern Abend auf der Delegiertenversammlung der SVB in der Kleinsporthalle im Tischtenniszentrum einstimmig zum Nachfolger von Reisch gewählt wurde. Jochen Reisch, der sich nach Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl stellte, wurde nach seiner letzten Rede mit sehr viel Applaus bedacht.
Agresz, Diplom-Ingenieur in der Fachrichtung Maschinenbau, ist im Böblinger Sport bekannt. Seit 1975 ist er Mitglied des größten Klubs der Stadt, von jenem Jahr an bis 1988 war er aktiver Boxer und bestritt in dieser Zeit 106 Kämpfe. Im Jahr 2003 übernahm er die Leitung der Boxabteilung, er wird sie auch nach seiner Wahl zum SVB-Präsidenten führen. Agresz: „Ich sehe in der Doppelfunktion kein Problem. Ich bin in der Lage zu unterscheiden, was für den Gesamtverein und was für die Boxabteilung wichtig ist. Zeitlich bekomme ich beides unter einen Hut.“
Ewald Agresz ist seit 2022 selbstständig als Unternehmensberater im Automobilbereich und als Coach für Führungskräfte tätig. Nach 33 Jahren bei Mercedes Benz in unterschiedlichen Führungsposition wagte er diesen Schritt. „Ich war 55 Jahre alt, als ich bei Mercedes ausgeschieden bin. Ich wollte nochmal etwas anderes machen in meinem Berufsleben“, sagt der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern. Agresz nutzte darüber hinaus seine neu gewonnene Zeit und absolvierte an der Sportakademie in Köln in einem Fernstudium die Ausbildung zum Sport- und Fitnesstrainer, er schloss sie im Februar 2022 ab.
Agresz ist dem Sport somit nicht nur im Ehrenamt verbunden, sondern auch über seine berufliche Tätigkeit. „Der Sport war für mich enorm wichtig in meiner Persönlichkeitsentwicklung“, sagt Agresz, der dabei Dinge wir Disziplin, Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit, aber auch den Umgang mit Niederlagen gelernt hat. „Der Sport und meine Trainer haben mich positiv beeinflusst. Ich wollte etwas zurückgeben, daher habe ich die Boxabteilung übernommen“, sagt Agresz, „aus dem gleichen Grund stelle ich mir die Tätigkeit als SVB Präsident sehr gut vor.“
Ist seine Arbeit in der Boxabteilung weitgehend auf die Sparte fokussiert, so muss er als Präsident der SVB den gesamten Klub im Blick haben. Um sich ein umfassendes Bild von dem Verein zu machen, hat er in den vergangenen Monaten einen Fragebogen zur SVB entwickelt. Besonders erfreulich waren bei dessen Beantwortung die starke Beteiligung der Abteilungen, des Vorstands und der SVB Mitarbeiter und die zahlreichen Anregungen. „Ich habe viele Interviews geführt um zu erfahren, wie die SVB gesehen wird und um ein rundes Bild über den Klub zu erhalten“, erzählt Agresz.
Herausgekommen sei für ihn eine „sehr gute Ist-Situation. Für mich geht es nun darum, dass wir diese tolle Basis für die kommenden Aufgaben und Herausforderungen nutzen.“ Agresz möchte keine konkreten Themen oder Ziele vorgeben. Vielmehr sollen in einer gemeinsamen SVB-Klausur im dritten Quartal dieses Jahres mit den Ehrenamtlichen und einigen hauptamtlichen Mitarbeitern eine gemeinsame Zielsetzung erarbeitet und in einem zweiten Schritt Maßnahmen priorisiert und dann bearbeitet werden. Agresz: „Mir ist ganz wichtig zu betonen, dass das Präsidentenamt bei der SV Böblingen keine One-Man-Show ist. Das Ehrenamt und das Hauptamt, die Abteilungen, der Vereinsvorstand und die SVB-Mitarbeiter sollen eng zusammenarbeiten und gemeinsam den Verein voranbringen.“